Das Buzzword der “Augmented Reality” wird immer populärer. Auch wenn wir es oft gar nicht bemerken, ist AR – wie der Begriff korrekterweise abgekürzt wird – bereits fest in unserem Alltag und unserem Social Media-Konsum integriert. Ein prominentes Beispiel dafür sind die SnapChat-Filter, bei denen über die Kamera diverse Inhalte zu Bildern hinzugefügt werden, die es in der realen Welt gar nicht gibt – quasi eine Erweiterung der Realität, was uns zur ursprünglichen Bedeutung dieses Begriffes zurückführt. Über die erwähnten SnapChat-Filter konnten nun zum Beispiel Hunde-Ohren zu einem Selfie hinzugefügt oder auch das Hautbild eines Menschen künstlich aufgebessert werden. Dank AR wurden also Bilder künstlich aufgehübscht.
So weit so gut: Jedoch erschließt sich der Nutzen dieser Technologie aus Marketing-Sicht noch nicht ganz. Genau deshalb möchte ich in diesem Artikel auf die Trends eingehen, denen wir gegenüberstehen, wenn wir an Augmented Reality im Social Media Marketing denken.
Um dieses Thema einzuleiten, möchte ich zunächst über das sprechen, was SnapChat aktuell in der Londoner Carnaby Street testet. Dort gibt es ein Feature mit dessen Hilfe die Nutzer diverse künstlerische Tools in der App anwenden können. Jeder SnapChat-Nutzer kann an diesem Ort also durch die Kameralinse schauen und sieht somit nicht nur das, was die Kamera einfängt, sondern vor allem auch, was die anderen Nutzer an diesem Ort beigetragen haben. So zum Beispiel können Gebäude von Nutzer A mit der Farbe Blau angemalt und von Nutzer B mit der Farbe Grün ergänzt werden.
Was in diesem Moment noch ziemlich wirr, verspielt und von einem geschäftlichen Nutzen eher distanziert erscheint, ist weit mehr als nur eine Spielerei für die junge Zielgruppe. Das Programm “City Painter”, wie SnapChat dieses Projekt getauft hat, ist der Einstieg in eine neue Stufe, in eine neue Art und Weise des Social Media-Marketings. Die bunten Malereien können zukünftig zum Beispiel durch Werbebotschaften ergänzt werden. So zum Beispiel könnten Werbepartner bestimmte AR-Inhalte platzieren, mit denen der User nur durch die SnapChat-App interagieren kann. Gerade in Zeiten des US-Wahlkampfes wäre da zum Beispiel an einen interaktiven Wahlstand zu denken, an dem man ein Quiz oder eine Challenge veranstaltet, um Werbung für eine bestimmte Partei zu machen. Genauso könnten Einzelhändler in der App Hinweis-Schilder “aufstellen”, die den Nutzern den Weg zum nächsten Angebot zeigt, frei nach dem Motto: “Drei Pizzen zum Preis von zwei, nur 300 Meter weiter!”.
Durch die Weiterentwicklung der sogenannten “AR Landmarkers” werden zukünftig also auch neue Werbeflächen an Orten generiert, an denen es zuvor gar keine Werbeflächen gab. So zum Beispiel wäre es vermessen, zu denken, dass es jemals erlaubt werden würde, würde ein Unternehmen eine Werbebotschaft in Form einer Fahne an den Eiffelturm anbringen. Das sollte soweit plausibel sein. Dank SnapChat wird dies ermöglicht. Dank den entsprechenden AR-Features werden genau diese Werbeflächen realisiert und entsprechend auch für Unternehmen buchbar. Es wäre also durchaus möglich, den Eiffelturm bald als Fahnenmast für ein Unternehmen zu sehen – aber eben nur durch die SnapChat-Kamera und nicht in der Realität.
Diese Features werden jedoch sicherlich nicht nur in der Anzeigenbuchung ihren Platz finden. Wo wir gerade schon beim Thema Sehenswürdigkeiten waren, kommen wir direkt wieder auf den Eiffelturm zurück: Sicherlich wird SnapChat zukünftig entsprechende Informationen anzeigen, wie beispielsweise das Baujahr, die Größe oder andere interessante Daten und Fakten. Genauso wird sich AR auch in unserem Alltag durchsetzen und uns aus der Ferne anzeigen, wann eine Ampel wieder grün wird, wie lang die Wartezeiten in einem Restaurant sind oder welche Beiträge von den vorherigen Gästen einer Bar verfasst wurden, um entsprechend eine Kaufentscheidung treffen zu können.
Die sozialen Netzwerke profitieren dabei auf vielerlei Weise. Sicherlich sammeln sie dadurch zusätzliche Daten, die für die Werbetreibenden von elementarer Bedeutung sein könnten. Das lokale Tracking eines Nutzers ist etwas völlig Neues. Retargeting wird durch die messbare Interaktion in der realen Welt auf ein ganz neues Level gehoben.
An zweiter Stelle steht dabei natürlich die User Experience. Die beschriebenen Funktionen sind etwas völlig Neues und werden einen wahren Hype auslösen – sowohl bei den Endverbrauchern als auch bei den Werbetreibenden. Weshalb ich mir dabei so sicher bin? Ich erinnere mich an den Sommer des Jahres 2016 zurück: Pokemon Go konnte in diesem Jahr einen Hype auslösen, wie es bei keinem Spiel jemals zuvor der Fall war. Das große Alleinstellungsmerkmal war der smarte Einbau von Augmented Reality für ein noch besseres Spielerlebnis. Es war etwas, das es vorher noch nicht gab und hat die Spieler “süchtig” gemacht. Einen ähnlichen Effekt erwarte ich also auch von den neuen Funktionen der sozialen Netzwerke, die nun zunächst getestet und später breit ausgerollt werden.