“Mixer schließt sich mit Facebook Gaming zusammen!” – so lautet eine der wohl verblüffendsten Social Media-News der vergangenen Wochen. Tatsächlich handelt es sich hierbei um zwei Plattformen, beziehungsweise Abspaltungen, die die meisten Marketiers so noch gar nicht auf dem Schirm hatten. Bevor ich also auf den Hintergrund und die Bedeutung dieser News eingehe, möchte ich zunächst die Begriffe abgrenzen.
Mixer dürfte den meisten von uns wohl am ehesten ein Fremdwort sein. Selbstverständlich sprechen wir dabei nicht von einem Küchengerät, sondern von einem Stern im Social Media-Kosmos. Nur leider handelt es sich dabei nicht um einen aufsteigenden Stern, sondern eher um eine Sternschnuppe. Mixer ist eine Streaming-Plattform, auf der Creator – hauptsächlich Gamer – ihre Inhalte live veröffentlicht haben. Im Prinzip könnte man Mixer als einen Konkurrenten von Twitch klassifizieren. Nur, dass der Marktanteil bis zuletzt schwindend gering war. Dieser lag nämlich zwischen zwei und drei Prozent (zwischen 2018 und 2019), zum Vergleich: Twitch lag bei etwa zwei Dritteln, YouTube bei einem starken Viertel.
Mixer konnte primär dadurch auf sich aufmerksam machen, dass die Plattform diverse große Creator verpflichten konnte. Wie in einem meiner letzten Blog-Artikel kann man dabei von einer Art Transfer sprechen. Konkret betraf das zum Beispiel die Creator “Ninja” und “Shroud”, die in der Szene beide als absolute Superstars galten und die erhoffte Reichweite von Twitch auf Mixer transferieren sollten. Das klappte allerdings nur mäßig, wie Mixer selbst bekannte.
Auf der anderen Seite dieses Deals steht Facebook Gaming. Zumindest der Name “Facebook” sollte wirklich jedem ein Begriff sein, der sich auch nur einmal mit dem Thema Social Media befasst hat. Der Ableger “Gaming” weckt dann schon eher Neugier – “Das klingt irgendwie neu…” – Jain. Facebook Gaming gibt es nicht erst seit gestern und dennoch blieb der ganz große Durchbruch bisher aus. Facebook Gaming ist das Facebook-Pendant in der Streaming-Welt und konnte seinen Marktanteil von 2018 (ca. drei Prozent) auf 2019 (starke acht Prozent) steigern. Dieser Trend soll natürlich weiter beibehalten werden, sodass Facebook die Situation von Mixer gerade recht kam.
Noch ist unklar, wie es genau mit Mixer und den Partnern weitergehen wird. Es wurde bereits bekannt gegeben, dass die Domains ab dem 23. Juni 2020 auf Facebook umleiten werden und bestimmte Mixer-Funktionen vorerst deaktiviert werden, bevor dafür eine Lösung gefunden werden kann. Auch ist noch unklar, ob die Prominenten Namen, die zuvor auf Mixer aktiv waren, der Plattform weiter treu bleiben. Facebook Gaming stand bereits des Öfteren in der Kritik und genießt in der Gaming-Szene keinen besonders guten Ruf. Das liegt primär an der vergleichsweise unbequemen User-Experience im Vergleich zu Twitch und YouTube. Aus diesen Gründen sind bereits in der Vergangenheit einige Facebook Gaming-Projekte, wie zum Beispiel die Live-Übertragung von Esports-Events gescheitert. Entgegen vieler Erwartungen hatten die Inhalte trotz der gleichen Qualität wesentlich weniger Zuschauer – ein Zustand, der nahezu ausschließlich auf den Wechsel der Plattform zu schieben ist.
Die “plötzliche” Zusammenführung der Plattformen lehrt nun viele Influencer, sich nicht zu abhängig von einer einzigen Plattform zu machen. Für einige Creator ist nun auf einen Schlag völlig unklar, wie sie weiter agieren sollten. Es wurde zwar bereits bekannt gegeben, dass alle Mixer-Partner (also alle Creator mit einer bestimmten Reichweite) auch nach der Zusammenführung einen Partner-Rang erhalten.
Aus Advertiser-Sicht ist die Situation ebenfalls alles andere als deutlich – es gibt nun verschiedene Ansätze, von denen keiner richtig oder falsch zu sein scheint. Die Gaming-Community zählt als eine der Szenen im Internet, die einem besonders hohen Einfluss durch Creator und Influencer ausgesetzt sind. Das spiegelt sich auch in den “Charts” der Influencer wieder: In 2019 hatten fünf der zehn größten YouTube-Kanäle einen unmittelbaren Bezug zum Thema Gaming.
Die Gaming-Branche wird also immer größer und hat besonders durch die aktuelle Situation, rund im die Corona-Pandemie, einen weiteren Schub erhalten. Beim Thema Gaming geht es längst nicht mehr darum, Spiele zu vermarkten. Es geht vielmehr um einen Lifestyle, der meist unmittelbar mit dem Spiel zusammenhängt, das im Fokus steht. Viele Gaming-Influencer haben mittlerweile eigene Produkte auf den Markt gebracht, die man vor ein paar Jahren nicht einmal mit Videospielen in Verbindung gebracht hätte. So zum Beispiel: Haarwachs, Mode oder Shisha-Tabak.
Im Zuge dessen empfehle ich Ihnen den Reality-Check: Inwiefern sind Ihre Produkte für Gamer interessant? Es geht dabei nicht darum, die Produkte während dem ‘Zocken’ zu konsumieren, sondern diese über Gaming-Influencer vermarkten zu lassen. Lassen Sie es mich wissen, ich freue mich auf Ihre Nachricht!