Er war so etwas wie die „graue Eminenz“ der unerwartet erfolgreichen VOX-Sendung „Die Höhe der Löwen“ – der türkische Vorzeigeunternehmer Vural Öger (73). Mit mehreren Touristikunternehmen, das bekannteste davon „Öger Tours“ verdiente er insbesondere und den 90er-Jahren Millionen. Jetzt musste er selbst mit zwei seiner Unternehmen Insolvenz anmelden. Nur wenige Tage später wurde bekannt gegeben, dass Öger auch in der nächsten Staffel von „Die Höhle der Löwen“ nicht mehr als Investor vertreten sein wird.
Keine Frage: Vural Öger hat in der VOX-Show stets polarisiert. Mit dem unmodischen Zweiteiler immer etwas steif daherkommend, konnte er für viele der vorgestellten Startups nicht die gleiche Begeisterung an den Tag legen wie etwa ein Jochen Schweizer. Trotzdem nahm man ihm seine Meinungen und Kritiken ab, für viele galt er sogar als der besonnenste aller „Löwen“.
Seine Geschichte liest sich wie ein modernes Märchen: Vom Immigrantenkind zum Vorzeigeunternehmer mit Umsätzen im dreistelligen Millionenbereich. Vural Öger wurde 1942 in Ankara geboren und wanderte 1960 nach Deutschland aus. An der Technischen Universität Berlin studierte er Bergbauwesen und verließ diese im Jahr 1968 als Diplom-Ingenieur.
Bereits im Verlauf seines Studiums war Öger im Studentischen Reisedienst tätig, im Jahr 1969 gründete er sein erstes eigenes Reisebüro. Es folgten ein steiler Aufstieg und die Gründung immer neuer Unternehmen, u. a. im Jahr 1982 die Öger Tours GmbH in Hamburg, welche schnell zu einer der bedeutendsten Branchengrößen aufstieg. Seinen größten Coup landete Öger, als er die Firma Öger Tours im Jahr 2010 für rund 30 Millionen Euro an Thomas Cook verkaufen konnte. Durch die Gründung weiteren Unternehmen und die Übernahme einer Hotelkette führte Öger sein Unternehmertum auch danach fort.
Eines dieser Unternehmen war „Öger Türk Tur“, ein Nischenanbieter, der innerhalb der letzten Jahre zum größten Vermittler für Türkeiflüge in Deutschland aufgestiegen war. Zudem bot Vural Öger mit „V. Ö. Travel“ auch weiterhin Pauschalreisen in die Türkei an. Beide Unternehmen waren verschwestert und mussten innerhalb der letzten zwei Monate Insolvenz anmelden, zunächst im Dezember V. O. Travel, dann einen Monat später Öger Türk Tur.
Wie konnte es zu den Pleiten kommen?
Über die Gründe kann man viel spekulieren. Lassen wir am besten Vural Öger selbst zu Wort kommen: „Rückläufige Touristenzahlen und ein Überangebot im Türkei-Tourismus haben das Geschäft ruiniert“, so der türkische Unternehmer. Zuletzt sei der Abschuss des russischen Flugzeuges samt dem daraus resultierenden Konflikt zwischen Erdogan und Putin das Zünglein an der Waage gewesen. Fakt ist aber auch, dass Öger bereits vor diesem Ereignis rote Zahlen schrieb, da er nach Insiderinformationen jedes Flugticket mit mindestens 60 Euro subventionieren musste.
Vural Öger selbst ist es wichtig zu betonen, dass Erfolg und Misserfolg im Unternehmertum sehr dicht zusammenliegen. Man dürfte einmal gescheiterte Unternehmer daher nicht brandmarken, das sei ihm wichtig. Entscheidend sei, dass man aus seinen Fehlern lerne, um diese in Zukunft vermeiden zu können.
Wie geht es mit „Die Höhe der Löwen“ weiter?
Bereits jetzt steht fest, dass Vural Öger in der dritten Staffel von „Die Höhle der Löwen“ nicht mehr als Investor vertreten sein wird. Ob der Pleite seiner beiden Unternehmen dabei die entscheidende Rolle spiele, wurde weder von Öger noch vom TV-Sender VOX kommentiert. Ein Sprecher bestätigte lediglich:
„Vural Öger wird in der nächsten Staffel von „Die Höhle der Löwen“ nicht mehr als Investor dabei sein. Wir danken ihm herzlich für die gute Zusammenarbeit in den ersten beiden Staffeln, in denen er die Sendung mit seinem Know-how und seiner Persönlichkeit geprägt hat.“
Übrigens ist Vural Öger nicht der einzige Abgang bei den „Löwen“. Wie inzwischen bekannt wurde, verlässt auch Lencke Steiner das Investorenteam. Für sie und Öger werden ab August 2016 die Unternehmer Ralf Dümmel und Carsten Maschmeyer in der Sendung nach interessanten „Investment Cases“ suchen.