Cambridge Analytica, Facebook und Whatsapp – Wem kann ich meine Daten heute noch anvertrauen?

Spätestens seit dem letzten Jahr dürfte jedem klar sein, weshalb Facebook, Instagram & Co. ihre Services eigentlich kostenlos anbieten. Der Cambridge-Analytica-Skandal deckte für viele erst auf, womit die großen Social Networks eigentlich Geld verdienen. Ganze Massen-Boykotte wurden dadurch ausgelöst. Doch was ist damals eigentlich genau vorgefallen?

Cambridge Analytica ist ein Unternehmen der Britischen SCL-Group, das unter die Kategorie ‘Datenanalyse’ fällt. Das Unternehmen beschäftigt sich also mit Datensätzen, deren Analyse und Verwertung. So zum Beispiel im US-Wahlkampf 2016, als Cambridge Analytica die sogenannten ‘Swing-States’ durch Persönlichkeitsprofile aus sozialen Netzwerken herauskristallisierte und entsprechenden Social Media-Profilen individuell angepasste Nachrichten schickten, um die Wähler für den Republikanischen Kandidaten zu gewinnen. Man sagt Cambridge Analytica somit einen tiefen Eingriff in die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl nach, da es am Ende eben diese Swing-States waren, die Trump den zunächst überraschenden Sieg brachten. 

Doch nun kurz und knapp: Wo lag das Problem in der Facebook-Affäre? Es wurde ein Persönlichkeits-’Test’ programmiert, praktisch eine Umfrage, an der auf Facebook über 250.000 User teilnahmen. Diese gaben dort freiwillig ihre Daten an. Das Problem dabei: An Cambridge Analytica wurde ein Datenpaket weitergegeben, das auch die Daten sämtlicher Freunde der User enthielt, die an der Umfrage teilnahmen. Das Datenpaket wurde dadurch um ein Vielfaches größer – durch Datensätze von Usern, die davon nichts wussten. Millionen von Facebook-Usern schlossen daraufhin ihre Accounts und verloren sämtliches Vertrauen in das Thema Datensicherheit. Das Unternehmen Cambridge Analytica meldete im Mai 2018 Insolvenz ein. Ein riesiger Presse-Skandal wurde losgetreten. Das Resultat dieser Aktion ist heute als Datenschutz-Grundverordnung bekannt.

Nähere Informationen zu DSGVO 

Es ist seitdem also nichts Neues mehr, dass Facebook Datenschutz-technisch lange einen fragwürdigen Kurs gefahren ist und immer noch fährt. Die Daten, die wir dort angeben, werden für Werbezwecke genutzt. Wenn ich bspw. die Facebook-Seite der Fußball-Bundesliga mit einem ‘Gefällt mir’ markiere, ist der Facebook-Algorithmus mittlerweile darauf trainiert, mir als nächstes ein Abonnement des Senders ‘Sky’ anzubieten. An sich sollte mich das nicht stören, schließlich macht Facebook sich Gedanken, welche Produkte mir einen Mehrwert bieten könnten und bietet mir keinen ‘Mist’ an, den ich sowieso niemals kaufen würde. 

Völlig verständlich finde ich aber auch wieder den Ansatz, sich dieser ganzen ‘Datenkrake’ entziehen zu wollen. Whatsapp, Facebook und Instagram stecken mittlerweile unter einer Decke, sowohl wirtschaftlich als auch was den Datenaustausch betrifft – Selbst im Facebook Business-Manager kann ich mittlerweile direkt auswählen, ob meine Werbung nur auf Facebook oder auch auf Instagram geschalten werden soll. Auf Whatsapp gibt es momentan noch keine Werbung, was meiner Ansicht nach auch so bleiben wird. Whatsapp ist das Social Network mit dem größten Traffic an privater Kommunikation. Facebook zieht daraus wohl oder übel eine Menge Daten, die dann ebenfalls zu Werbezwecken genutzt werden.

Welche Alternativen gibt es nun, worauf muss man achten und was ist eigentlich Telegram? Im folgenden möchte ich noch eine ganz klare Empfehlung und eine Warnung aussprechen. Diese sollte sich jeder zu Herzen nehmen, der wirklich auf der Suche nach einer dauerhaften Alternative zu Facebook ist.

Alternative: Lokale Sicherheit mit ‘Nebenan.de

Lokal begrenzt ist die Kommunikationsnetzwerk Nebenan.de, das auch als Nachbarschaftsnetzwerk bezeichnet wird. Der Fokus liegt darauf, Leute aus der unmittelbaren, lokalen Umgebung kennenzulernen. Auch ein Marktplatz ist in der App verfügbar. Der große Vorteil liegt hierbei dabei, dass durch die Verifikation der Adresse und des Namens eine Echtheit der Profile garantiert und Fakes ausgeschlossen werden. Das Unternehmen kommt aus Deutschland und legt hohen Wert auf Datensicherheit. Nachteil: Das junge StartUp ist noch nicht allzu stark verbreitet, es besteht also durchaus – besonders in ländlicher Region – die Möglichkeit, dort schlicht und einfach niemanden anzutreffen, der die App auch hat.

Warnung: Telegram? Angebliche Sicherheit und Intransparenz

Telegram wird bereits seit dem Aufkauf von Whatsapp durch Facebook als anonyme Alternative bezeichnet. Geworben wird immer wieder mit einer ‘Ende zu Ende’-Verschlüsselung. Dass diese mittlerweile auch bei Whatsapp eingeführt wurde (und im Gegensatz zu Telegram dort nicht deaktivierbar ist), wird oft verschwiegen. Des weiteren gilt zu wissen, dass hinter Telegram – ein Netzwerk ohne Impressum – eine Firma steckt, die in Dubai sitzt. Die Gründer der App haben davor das Social Network ‘VKontakte’ (auch bekannt als ‘Russisches Facebook’) aufgebaut, das mittlerweile als Versammlungsort für Neonazis und Rechtsradikale seine Wellen schlägt. Ich rate hiermit nicht unbedingt von Telegram ab. Jedoch sollte jedem klar sein, dass der einzige Vorteil von Telegram darin liegt, dass die Daten nicht direkt in den Servern von Facebook landen, sondern eben in einer Firma, über die man nahezu nichts weiss. Allgemein sollte man wissen, dass eine hundertprozentige Anonymität heute nahezu nicht mehr möglich ist.