Diesen Transfer kann man auch in weiteren Aspekten mit den Vereinswechseln im Fußball vergleichen. Wir ziehen einmal den Transfer von Cristiano Ronaldo (von Real Madrid zu Juventus Turin) aus dem Jahre 2018Cristiano Ronaldo, Lionel Messi und Neymar – die aktuellen Superstars des Profifußballs wurden vor der Corona-Krise mit dreistelligen Millionenbeträgen an Marktwert umworben.
Das bedeutet, dass beispielsweise der FC Bayern München eine hohe Geldsumme an den FC Barcelona hätte überweisen müssen, um Lionel Messi in den eigenen Kader zu transferieren. Derartige News waren bereits in der Vergangenheit absolute Schlagzeilen und (in Europa zumindest) ausschließlich dem Fußball vorbehalten – bis zuletzt.
“Joe Rogan wechselt für 100 Millionen US-Dollar zu Spotify.” – Vielleicht sogar die Social Media-News des Jahres? Tatsächlich geht es dabei nicht um Sport. Joe Rogan ist ein Amerikanischer Comedian, der nun Spotify seine Dienste bis zum Ende des Jahres zugesichert hat. Der Aktienkurs von Spotify kletterte nach der Bekanntgabe des Deals um über zehn Prozent.
Doch was steckt eigentlich dahinter? Warum eigentlich Joe Rogan? Und welche Folgen hat das auf den Influencer-Markt? Diese Fragen möchte ich im folgenden Artikel beantworten.
Die Eckdaten: Was hat es mit diesem “Transfer” auf sich?
Tatsächlich lässt sich der Deal mit einem Vereinswechsel im Fußball vergleichen. Joe Rogan wird seine Publikationen von nun an auf Spotify veröffentlichen und verhilft der Plattform somit beim Wachstum heran. Die ‘Alte Dame’ hatte sich den Stürmer 120 Millionen Euro kosten lassen. Einen solchen Betrag gibt man logischerweise nicht planlos aus. Cristiano Ronaldo verhalf Juventus Turin dazu, eine Weltmarke zu werden. Somit konnten mehr Gelder von Sponsoren eingesammelt und mehr Tickets und Fanartikel verkauft werden.
Ein kleines, aber feines Beispiel: In den ersten 24 Stunden nach der Bekanntgabe des Wechsels wurden rund 520.000 Trikots des Superstars verkauft. Bei einem Durchschnittspreis von rund 105 Euro erhalten wir einen Umsatz von über 50 Millionen Euro.
Eine solche Kalkulation lässt sich auch mit Joe Rogan aufstellen: Den Creator ließ sich Spotify 100 Millionen US-Dollar kosten – nach dem Deal hat das Unternehmen allerdings ungefähr fünf Milliarden Euro an Marktkapitalisierung zugelegt.
Die Person: Warum genau Joe Rogan?
Joe Rogan ist sicherlich kein Unbekannter. Dennoch gibt es sowohl in der Online- als auch in der Offline-Welt durchaus bekanntere Persönlichkeiten. Dabei sollte man zum Beispiel den Schwedischen YouTube-Star “PewDiePie” mit mittlerweile 104 Millionen Abonnenten aufzählen. Daneben sieht Joe Rogan mit “gerade einmal” 8,5 Millionen Abonnenten relativ blass aus.
Sicherlich ist Joe Rogan nicht die zehnte Wahl, sondern eine ganz bewusste Entscheidung Spotifys. Im Gegensatz zu seinen reichweiten-stärkeren Kollegen, bringt Joe Rogan einen ganz entscheidenden Vorteil mit: Er hat eine sehr enge Bindung zu seiner Community und somit auch bei längeren Inhalten eine interessierte Zuschauerschaft. Die Videos, die er auf seinem YouTube-Kanal “PowerfulJRE” veröffentlicht, sind allesamt mindestens zwei Stunden lang und erhalten dennoch mehrere Millionen Aufrufe.
Der erfahrene Marketer weiß: In einem zwei Stunden langen Video kann man mehr Werbung platzieren, ohne den Zuschauer zu stören, als in einem kurzen Clip von drei bis zehn Minuten. Die Preisfrage lautet nun: Warum erstellen dann nicht alle Creator einfach längere Videos? Ganz einfach: Sie würden es nicht schaffen, ihre Zuschauerschaft über einen derart langen Zeitraum zu unterhalten. Ein PewDiePie, der in seinen Videos regelmäßig laut wird, kann dies nicht über mehrere Stunden aufrecht erhalten und wirkt somit langweilig.
Joe Rogan schafft aber genau dies: Durch seine Podcasts, in denen er sich oft kritisch zu bestimmten Themen äußert und mit diversen Gästen über das aktuelle Zeitgeschehen spricht, werden von vielen Zuschauern tatsächlich bis zum Ende einer Episode verfolgt. Genau das ist sein USP als Influencer.
Weshalb die Faust dieses Deals besonders gut aufs Auge passt? Joe Rogan meldete sich erst kürzlich zu Wort, um die Zensur zu kritisieren, der seine Meinung oft zum Opfer fällt. Spotify wird ihm diesbezüglich keine Steine in den Weg legen.
Die Influencer: Wie profitieren sie von diesem Deal?
YouTube konnte sich in Sachen Influencer Marketing in den letzten Jahren ein Monopol aufbauen. Keine andere Plattform konnte so viele Werbetreibende so effizient mit den entsprechenden Creatorn verknüpfen. Das Resultat: YouTube konnte die Vergütungen der Influencer immer weiter nach unten drücken. Alternativen gab es keine, sodass ein “Wenn es denn sein muss…” das einzige Statement dargestellt hat, das ein YouTube-Creator an dieser Stelle abgeben konnte.
Doch nun dreht sich dieser Spieß um: Mit Spotify als echter Alternative erhalten die Influencer mehr Freiheit, aber auch mehr Macht. Sie sitzen nun am Hebel und können zwischen verschiedenen Plattformen wählen. Es liegt also an den einzelnen Plattformen, die nun durch ihre Partnerschafts-Konditionen auf sich aufmerksam machen müssen – nicht anders herum.
YouTube wird entsprechend wieder dafür sorgen müssen, dass die Creator auf ihrer Plattform fair entlohnt werden, da sie sonst zum “grünen” Konkurrenten wechseln würden. Selbiges gilt für die Werbetreibenden: Während YouTube auch auf dieser Seite den Preis beliebig variieren konnte, da es eben keine echten Alternativen gab, sieht es nun auch hier anders aus. Das Monopol aus dem Hause Google bröckelt also.