Anfang diesen Jahres veröffentlicht der Westdeutsche Rundfunk einen kurzen Beitrag über den Aufbau eines ‘Fake-Influencers’. Doch was genau heisst das? Im besagten Beitrag wird der Instagram-Account des Reporters Frederik, welcher zum damaligen Zeitpunkt ungefähr 600 Follower hatte, zumindest optisch in den Account eines echten Influencers verwandelt.
Zum Bericht: https://www.youtube.com/watch?v=PocmxRF5D1U
Das funktioniert natürlich nicht auf Knopfdruck. Frederik wird dabei von einer anderen Influencerin (“Masha”), sowie anderen WDR-Mitarbeitern unterstützt. Zunächst einmal werden Fotos geschossen, welche man so auch auf den Instagram-Accounts einer Sarah Nowak oder einer Pamela Reif finden könnte. Diese Fotos werden alle am selben Tag aufgenommen und über einen Monat hinweg nacheinander manuell von Frederik hochgeladen. Hinzugefügt werden unter anderem mit Ortsangaben, wie “Paris City”, “Airport Barcelona” oder “London Center” versehen. Dass die Fotos dabei aber alle in derselben Stadt aufgenommen wurden, mag zu diesem Zeitpunkt jedoch niemand ahnen.
Neben den gefälschten Bildern, wird auch ein Bot betrieben, welcher Frederik helfen soll, seine Reichweite zu steigern. Dieser folgt und entfolgt Usern gezielt. Zusätzlich werden noch Follower und Likes gekauft, welche einerseits die absoluten Zahlen auf dem Account steigern sollen, aber auch dafür sorgen, dass viele falsche Kommentare auftreten. Diese bestehen dann hauptsächlich aus Emojis und kontextlosen Komplimenten. Alles in allem wird also ein wenig Zeit und 200€ für den Bot investiert. Das Ziel des Experimentes ist es, diesen Geldbetrag, durch eventuelle Einnahmen aus Produktplatzierungen, wieder einzunehmen – beziehungsweise herauszufinden, ob das denn so möglich wäre. Letztendlich wird das Experiment nicht kommerziell genutzt.
Das Ergebnis möchte ich nun kurz und schmerzlos verkünden. Frederik konnte 15 Zusagen diverser Marken erhalten. Diese 15 kooperationsbereiten Unternehmen wären insgesamt bereit gewesen, Produkte oder Zahlungen im Wert von knapp 3.000€ auf den Tisch zu legen. Um diese 15 Zusagen zu erhalten, musste Frederik gerade einmal 40 Unternehmen anschreiben. Er erhielt 20 Antworten, dabei waren vier Absagen. Lediglich ein Unternehmen hat die Integrität des Accounts hinterfragt – Frederik hätte hier deklarieren sollen, wie genau er es innerhalb von 3 Wochen geschafft haben soll, seine Instagram-Follower zu ver-35-fachen.
Ich kann jedoch direkt eine kleinere Erleichterung aussprechen. Dieses ganze Prozedere so durchzuziehen und dann zu kommerzialisieren, ist illegal. Das kaufen von Fake-Followern alleine jedoch nicht. Wenn ein Unternehmen also im Nachhinein einen künstlichen Influencer enttarnt, kann dieses die Bezahlung, sowie Entschädigungen für den Aufwand des Unternehmens für den Deal zurückverlangen. Das heißt jedoch mit Sicherheit nicht, dass man sich auf dieser Grundlage ausruhen sollte. Und gerade deshalb möchte ich nun ein paar Tipps auflisten, um Fake-Influencer aufzudecken. Diese sind relativ einfach, plausibel und kosten keinen größeren Einsatz als circa 20 Minuten Ihrer Zeit.
Ein einfaches Kriterium sind hierbei die Statistiken über Socialblade.com. Dort können die Statistiken verschiedener Kanäle auf verschiedenen Social Medias verglichen werden. Erkennt man hierbei größere, abrupte Sprünge in den Follower-Zahlen, so deutet dies oft auf den Kauf von Followern hin. Es gibt natürlich auch Wege, solche Sprünge durch organisches Wachstum zu erzeugen (beispielsweise durch ein Feature von Instagram oder einer Anzeige in den “Trends” auf YouTube). Dementsprechend muss bei solchen Auffälligkeiten immer wieder recherchiert werden. Es gilt generell zu erwähnen, dass eines der hier aufgezählten Merkmale alleine, nicht ausreicht, um einen Influencer als ‘Fake’ diskreditieren zu können.
Ein weiteres Merkmal stellt sich im Blick auf die Accounts dar, welche dem Influencer folgen. Sind dies zum Beispiel nur Accounts, welche auf ihrem Profil mit arabischen oder asiatischen Schriftzeichen schreiben, ist das in der Tat sehr fragwürdig. Hierbei sollte immer die Leitfrage gestellt werden: “Ist es im Normalfall begründbar, dass ein solcher Account dem Nutzer folgt?”. Diese Frage zu beantworten, fällt im Angesicht diverser ‘Fake-Account-Beispiele’ (siehe Bilder), sehr leicht. Meistens funktioniert dies auch schon anhand der Anzahl an Accounts, denen der gekaufte Account folgt. Diese Zahl ist oft vierstellig, was in der Realität jedoch nahezu gar nicht umsetzbar ist (“Wie kann man den Content von so vielen Menschen verfolgen?”).
Ein letztes, aber umso stärkeres Merkmal eines Fake-Influencer-Accounts sind die Kommentare. Wenn diese nur aus Emojis oder Komplimenten bestehen, welche absolut keinen Zusammenhang zu dem geposteten Bild haben, ist das schon sehr eindeutig. Vor allem, wenn das flächendeckend, also bei mehreren Kommentaren, bei mehreren Bildern der Fall ist.
Alles in allem gibt es also eine Menge Möglichkeiten, einen Fake-Influencer zu enttarnen. Natürlich gibt es noch eine Hand voll mehr Tipps, als hier beschrieben. Jedoch reichen diese Tipps aus, um ungefähr 95% aller Fake-Influencer zu entlarven. Für alle anderen Fälle, stehe ich Ihnen selbstverständlich persönlich zur Verfügung.
Diese beiden Accounts sind aufgrund der nicht vorhandenen Beiträge, sowie der viel zu hohen Zahl an abonnierten Accounts, eindeutig als Fake zu identifizieren.